Die Glocken der Johanneskirche zu Saalfeld

 

 

 

 

 

 

Autor des Videos: Hendrik Hopfenblatt, Bremen
unter Mitwirkung von: Jürgen Tauchen, Saalfeld

Die Geschichte der Glocken der Johanneskirche ist wechselvoll und vielgestaltig. Sie zeugt vom Werden und Vergehen manch wertvoller Stimme, die durch Jahrhunderte Gebrauch wie der Menschen Unvernunft unwiederbringlich verloren gingen. Gleichzeitig zeugt deren Geschichte von Hoffnung und festem Glauben in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft.

Die Johanneskirche verlor in ihrer Geschichte 6 Glocken, davon drei in den Jahren 1713, 1830 sowie 1923 durch Materialermüdung. Drei weitere Glocken gingen als Folge der beiden Weltkriege durch Zwangszuführung zur Rüstungsindustrie verloren. Glücklicherweise blieben der Gemeinde drei historisch wertvolle Glocken erhalten. Seit 1965 ist das Geläut der Johanneskirche wieder vollzählig. Die ausführliche Geschichte der Glocken der Johanneskirche kann im Saalfelder Weihnachtsbüchlein 2021 nachgelesen werden. Bei Bedarf wenden Sie sich an das Stadtmuseum Saalfeld.

Die Fest- oder Feuerglocke
Ihren Namen erhielt sie, um bei Ausbruch eines Feuers die Bürger der Stadt zu warnen und sich zu dessen Bekämpfung zu rüsten, fand jedoch ebenfalls zu kirchlichen Anlässen und Festen Verwendung. Sie war in die Liturgie des Gottesdienstes fest integriert. Bei Feuer wurde Sie von Hand angeschlagen und bis Anfang der dreißiger Jahre des vorigen Jhd. hierfür genutzt. Die Inschrift der Glocke lautet:
"A. D. MCCCCC Consolor viva, fleo mortua pello nociva * Sancte Johannes orapronobis deo" (Im Jahr des Herrn 1500 Ich tröste die Lebenden, beweine die Toten, vertreibe das Schädliche).

Die Schlagglocke, auch Seigerglocke genannt
Unter den Glocken der Johanneskirche ist sie die älteste und zugleich älter als die Kirche selbst. Der Meister, der sie goss, ist unbekannt. Der Schwarzburger Löwe auf einem der Medaillons verweist auf die Grafen von Schwarzburg, die zum Zeitpunkt des Glockengusses (1353) die Lehensherrschaft über Saalfeld (1212 bis 1389) ausübten.
Ihre gotische Inschrift lautet: "ANNO*DOMINI*M*CCC*LIII*NON*EGO*CESSO*PIAM*SONITV*LAVDARE*MARIAM" (im Jahre des Herrn 1353 Nimmer lass ich, mit Klang die fromme Maria zu preisen).
Sie diente u.a. zur Orientierung der Tages- und Nachtstunde und wird daher als Seigerglocke (Stundenglocke) bezeichnet. Ihr kam in der Liturgie der Gottesdienste ebenfalls eine wichtige sakrale Funktion zu. Gleichwohl war ihr Klang Aufruf zum Gebet, das außerhalb der Klöster am Morgen, am Mittag und Abend gepflegt wurde.

Die Bergglocke von 1713
Ihren Namen verdankt sie einer alten Tradition. Die Glocke rief früh um drei die Bergleute zur Arbeit, ein Brauch, der bis ca. 1870 gepflegt wurde.
Sie trägt die Inschrift: GOTTES WORT BLEIBET EWIG ANNO MDLXXIII, ANNO MDCCXIII UMGEGOSSEN DURCH JOHANN ROSEN IN VOLCKSTAEDT

Die während des 2. Weltkrieges verlorenen Glocken der Johanneskirche wurden 1965 durch eine große Spendenaktion der Gemeinde ersetzt.
Ihre Inschriften lauten:
Sonntagsglocke: ″Tut Buße, das Himmelreich ist nahe herbeigekommen″
Betglocke: ″Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen″
Taufglocke: ″Dona nobis pacem″ (Gib uns den Frieden)