Historie der Marienkirche in Gorndorf

Die vermutlich im Mittelalter der heiligen Maria geweihte Kirche wurde als „Kapelle" zusammen mit der Siedlung Gorndorf im Jahre 1328 erstmals urkundlich erwähnt.
In der betreffenden Urkunde verliehen die Grafen von Schwarzburg das Patronsrecht über die Kapelle dem Saalfelder Marienhospital. Durch Übertagung des Lehnrechts von den Grafen von Schwarzburg an den Saalfelder Stadtrat 1383 bekam dieser die Kapelle als freies Eigentum und hatte als Patron künftig für deren Erhaltung zu sorgen. Kirchlich gehörte die Gorndorfer Kapelle bis 1527 zum großen Kirchspiel Grabe; ein Vikar verrichtete den Gottesdienst.
Nach der Reformation erfolgte die Angliederung an die Pfarrei Saalfeld/Saale.

Die Anfänge der Gorndorfer Kirche gehen weit über das Datum der Ersterwähnung zurück. Der ursprüngliche Kirchenbau war als klassische spätromanische Dorfkirche - von Westen aus gesehen - in das rechteckige Langhaus oder Kirchenschiff, in den schmaleren, „eingezogenen“ Chor bzw. Chorturm und die östlich abschießende halbkreisförmige Apsis gegliedert.
Der aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammende rechteckige Chorraum, welcher gleichzeitig das Untergeschoss des stattlichen Turmes bildet, ist heute noch erhalten. Er wird nach Westen zum Langhaus hin durch einen runden Triumphbogen mit profilierten Kämpferplatten geöffnet. Ein gleicher, ebenso noch sichtbarer Rundbogen bildete ehemals den Durchlass zur heute nicht mehr vorhandenen halbkreisförmigen Apsis. 

Der jetzt vom Langhaus durch eine Wand abgetrennt Chorraum ist mit einem Tonnengewölbe versehen, auf dem sich Reste von gotischer und barocker dekorativer Wandmalerei befinden, die 1992 freigelegt wurden.

Am Turmäußeren erkennt man unterhalb des durch einen Sims leicht vorkragenden Obergeschosses kleine Kleeblattbogenfenster. Weitere schmale, schießschartenähnliche Fensterschlitze im Turmkörper sowie der zinnenähnliche Aufbau des heute teilweise verschieferten Obergeschosses lassen vermuten, dass der Turm einst Wehrcharakter besaß.

 

Das mittelalterliche Langhaus musste in den Jahren 1795/96 einem Neubau weichen, der als Rechteckbau mit Mansarddach nach Plänen des Saalfelder Zimmermeister Johann Jacob Wilhelm Fischer von ihm selbst unter Zuhilfenahme einheimischer Maurer ausgeführt wurde. Der Innenraum des Kirchenschiffes wurde mit einer Holztonnendecke überwölbt. Damals erhielt auch der Turm den beschieferten Dachaufsatz in Form einer geschweiften Turmhaube mit lang ausgezogener Laterne. Bereits 1837 auftretende Senkungserscheinungen gaben 1858 Veranlassung zu Abbruch und Neuaufbau der westlichen Langhauswand, deren Giebel stufenförmig ausgeführt wurde.

Die im späten 18. Jahrhundert entstandene Ausstattung des Innenraumes, insbesondere die zweigeschossige Empore mit Balusterbrüstung und der vor dem romanischen Triumphbogen aufgebaute Kanzelaltar, ist von einem vorherrschenden dunklen Braunton geprägt, der bei den Renovierungen von 1922 und 1996 in seinem Originalstil belassen wurde.

Von der ursprünglichen mittelalterlichen Ausstattung ist der große Flügelaltar erhalten geblieben, der sich heute auf der Empore über dem Kanzelaltar befindet und in den Jahren 1991 - 1996 grundlegend restauriert wurde.

Er entstand im Jahre 1490 in der Saalfelder Werkstatt des sogenannten Meisters des Schwarzaer Altars und zeigt in seinem äußeren Aufbau mit überhöhter Schreinmitte eine für die Saalfelder Bildschnitzerwerkstätten jener Zeit typische Form. Im Schrein steht die zentrale Figur der Maria mit Kind in ihrer Eigenschaft als Himmelskönigin, welche dieser Bedeutung gemäß die umgebende Heiligenversammlung an Größe überragt. Sie wird umgeben von den Heiligen Gertrud, Katharina sowie Babara und Nikolaus. Im linken Flügel erkennen wir die Figuren der Heiligen Andreas, Laurentius, Petrus und Johannes den Täufer, rechts die von Martin, Georg, Thomas und Gangolf. Auf den Flügelseiten befinden sich die gemalten Szenen der Verkündigung an Maria und der Geburt Christi. Eine weitere spätgotische Heiligenfigur aus der Zeit um 1490, Anna Selbdritt, ist an der südlichen Emporenbrüstung angebracht. Die aus dem Jahr 1796 stammende Orgel des namhaften Orgelbauers Johann Georg Kummer wurde 1999 restauriert.

aus Dr. G. Werner „Geschichte der Stadt Saalfeld/Saale"